Leipzig Kultur: Kennen Sie das neue Augusteum?
Nein, das Augusteum ist nicht komplett den Angriffen oder den Wirren des Krieges zum Opfer gefallen, teilweise zerstört war es allerdings. Es wurde aber erst im Jahr 1968 gesprengt. Bis dahin bildete das alte Augusteum, das übrigens am selben Platz stand wie das neue, das Hauptgebäude der Uni.
2012 wurde das neue Gebäude vollendet. Damit lag es drei Jahre hinter dem Plan. Wer die Leipziger Innenstadt besucht und sich dem Augustusplatz nähert, dem fällt es sofort ins Auge.
Die Bauherren haben bewusst auf den Wiederaufbau eines historischen oder historisierenden Gebäudes verzichtet. Es zitiert einzelne Elemente des ursprünglichen Augusteums und beheimatet heute das Auditorium maximum.
Schönheit der Vergangenheit heute erleben
Mit der Schönheit der Vergangenheit tun sich viele Bauherren schwer. Ganze Schlösser werden wieder aufgebaut mit dem Versuch, dem Original möglichst nahe zu kommen. Und die Bürger sind verblüfft ob der fehlenden Kreativität.Die Ästhetik der Vergangenheit spielte auch bei den Plänen des holländischen Stararchitekten Erick von Egeraat eine zentrale Rolle.
Die Schönheit der Vergangenheit zurückbringen, ohne sie zu rekonstruieren, das war sein Ziel.
Der Stararchitekt reflektierte bei seinem Entwurf die Vorgängerbauten des 19. Jahrhunderts. Zitate bei der Innen- und Außengestaltung des Neubaus setzen sichtbare Zeichen der Erinnerung.
Die Silhouette der Paulinerkirche greift er als architektonisches Leitmotiv für die neue Aula auf, bei der Form des Hauptgebäudes erinnert der angedeutete Giebel an den klassizistischen Giebel des alten Augusteums.
Mut zum heute
Architekt und Bauherr verdienen großes Lob. Und das, nicht nur vor dem Gebäude. Auch im Innern ist das Gleichgewicht aus historischen Zitaten und heutiger Formensprache gelungen. Die Vorhangfassaden aus Serpentinit, Muschelkalk und Kalkstein sind von Werken Lionel Feiningers inspiriert.
Wer die Gelegenheit hat, das neue Augusteum zu besuchen, sollte sich diesen Genuss nicht entgehen lassen.